Management & Karriere: Ethik und Glauben
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Die Mehlschwalbe - individuell und einzigartig

Die nachfolgende Geschichte ist mit kleinen Abwandlungen dem Taschenbuch "wenn Tiere reden könnten..." von Prof. Dr. Werner Gitt entnommen. Sie enthält u.a. Gedanken zur Evolution versus der biblischen Schöpfung und versucht die Einzigartigkeit der Natur aus einer etwas anderen Sichtweise einmal darzustellen.

Mein Vater kam mit einem fetten Bissen im Schnabel angeflogen. Wie eine Federbusch hing ihm die Beute links und rechts heraus. Sofort riß ich meinen Rachen auf, soweit ich konnte. Aber er dachte gar nicht daran, mir das Maul zu stopfen. Gierig rutschte ich über der Rand des Ausflugloches, um die Beute zu erreichen. Da wich er plötzlich zurück, und ich stürzte kreischend hinunter. Einen Augenblick hatte ich noch versucht, mich an ihm festzukrallen. Verzweifelt mit den Flügeln schlagend, sauste ich abwärts. Doch kurz vor dem erwarteten Aufprall merkte ich auf einmal, daß ich fliegen konnte. Tollpatschig torkelnd folgte ich meinem Vater auf den nächsten Baum. Nachdem ich dort eine Weile ausgeruht hatte, wagt ich selbst den Sprung hinunter. Nun flog ich direkt hinter ihm her, machte alle Kurven und Schwenkungen, Auf- und Abstiege nach. Später versuchte ich, wieder ins Nest zurückzukommen. Doch es gelang nicht gleich! Erst als Vater mir half, schaffte ich es und kroch erschöpft keuchend in das an der Wand klebende Nest zurück.

Ich bin eine Schwalbe, genauer gesagt eine Mehlschwalbe, "delichon urbica". Den deutschen Namen bekam ich von der Farbe meiner Unterseite her, die im Gegensatz zu der Rauchschwalbe, meiner Verwandten, in makellosem Weiß erscheint. Von ihr unterscheide ich mich auch durch meinen Schwanz, der ohne diese langen, albernen Spieße viel schöner aussieht, finden Sie nicht auch? Außerdem halte ich es für besser, meine Nester außen an die Gebäude zu kleben, anstatt mit Menschen oder Tieren in einem Stall zu hausen. Mein lateinischer Name zeigt, daß Wissenschaftler auch nur Menschen sind. Eigentlich kommt er aus dem Griechischen von "he chelidon", was einfach "die Schwalbe" heißt. Irgend jemand hat aber die Buchstaben verwechselt und aus "chelidon" dann "delicon" gemacht, was eigentlich gar keinen Sinn hat. Daß ich in der Nähe der Menschen lebe, sollte mit "urbica", das heißt zur Stadt gehörend, dokumentiert werden.

Wissen Sie überhaupt, warum wir Vögel fliegen können? Daß ist nicht so einfach, wie sie denken. Unser gesamter Organismus mußte vom Schöpfer darauf eingestellt werden; denn es genügt nicht, nur Federn zu haben! Ohne Mühe können wir beide Flügel gleichzeitig auf- und abbewegen.

Die meisten Vierbeiner lassen hingegen ihre Vorderfüße abwechselnd vor- und zurückpendeln. Auch Sie bewegen ihre Arme unbewußt genauso, wenn sie gehen. Gewiß eine Kleinigkeit, doch könnte ich ohne diese instinktive Gleichzeitigkeit nicht ein Meter fliegen. Außerdem müßten wir unsere "Vorderfüße" schneller als jedes andere Tier hin- und herbewegen. Den Record hält unter kleinster Kollege, der winzige, nur 3 cm große Kolibri. Er bringt es fertig, seine Flügel in einer Sekunde 80 mal auf- und abzubewegen. Würden sie im Verhältnis zu ihrem Gewicht die gleiche Kraft entwickeln wollen, dann müßten sie jede Sekunde eine Last von 56 Sack Zement einen Meter hoch in die Luft heben. Sie sehen also, daß man zum Fliegen sehr viel Kraft braucht.

Unsere Flugmuskeln gehören darum - bezogen auf meine Körpergröße - zu den stärksten Muskeln, die es im Tierreich gibt! Sie machen immerhin ein Drittel unseres Körpergewichts aus. Wissenschaftler haben ermittelt, daß ein Adler als Dauerleistung ein zehntel Kilowatt produziert. Ich gebe zu, ich schaffe das nicht! Ich bin ja auch viel kleiner. Aber nun raten sie einmal, wie groß die Dauerleistung eines gewöhnlichen Menschen ist. Sie beträgt sage und schreibe nicht mehr als die eines gewöhnlichen Adlers. Mit solch einer kümmerlichen Leistung würden Sie keine Minute im Schwebeflug verbleiben können, geschweige denn zu irgendeiner Form des Kraftfluges fähig sein.

Meine Federn kommen Ihnen vielleicht ganz gewöhnlich vor. Doch schauen sie ihre eigene Haut mit den paar Härchen darauf an. Betrachten sie das Fell eines Meerschweinchens, die Schuppen eines Karpfens, die kalte Haut eines Frosches - nichts davon übertrifft unser Gefieder an Kompliziertheit, Leichtigkeit und Schönheit. Sie haben sicher bereits von einer Theorie gehört, wonach sich unsere Federn aus Reptilschuppen entwickelt haben sollen. Nein, so etwas kann ich einfach nicht glauben! Ich halte es dann lieber mit dem christlichen Glaubensbekenntnis, worin es heißt: ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat samt aller Kreatur. Nehmen sie einmal einer unserer Federn zur Hand, legen Sie diese unter eine stark vergrößernde Lupe oder besser noch unter Mikroskop, und betrachten sie ihre Struktur. Sie werden eine geniale und für Flugzeug-Konstrukteure unnachahmliche Verbindung von Festigkeit, Elastizität und dem sprichwörtlichen "Federgewicht" finden. Von meinem hornigen Federkiel zweigen nach jeder Seite einige hundert parallele Äste ab. Bei einem Kranich sind es etwa 650. Das könnten sie schon mit dem bloßen Auge erkennen und notfalls nachzählen. Aber von jedem dieser Ästchen ragen wiederum mehrere hundert Paar "Strahlen" nach oben und unten, daß sind insgesamt mehr als anderthalb Millionen. Damit die Luft zwischen den beidseitig des Federkiels stehenden Ästchen nicht wirkungslos hindurchstreicht, brauche ich eine Vorrichtung, die die vielen hundert Federäste elastisch miteinander verbindet. Mein Schöpfer hat das durch eine raffinierte Art Reißverschluß bewerkstelligt, ja wirklich: den hat keiner Ihrer Hosen-Hersteller erfunden. Auf der Unterseite jedes Ästchens sind Hunderte bogenförmig verdrehter Dachrinnen angebracht, die sogenannten Bogenstrahlen. Bei einer Kranich-Feder sind das sechshundert. Genau dahinein greifen die auf der Oberseite des nächsttieferen Ästchens gelegenen sechshundert Hakenstrahlen. Das wunderbare daran ist, daß die Häkchen in dem Bogenstrahl hin- und herrutschen können, wodurch die Federfahne sich deutlich sichtbar verbreitern oder wieder schmaler werden kann. Das ist eine Eigenschaft, die für meinen Segelflug wichtig ist. Und sollte sich solch ein winziger Reißverschluß einmal öffnen, kann ich das mit meinem Schnabel leicht wieder in Ordnung bringen. Habe ich nicht ein großartigen Schöpfer?

An einem Tragflügel, der von Luft umströmt wird, treten Kräfte auf, die ihn nach oben ziehen. Dahinter steckt eine ziemlich komplizierte Theorie, mit der ich Sie aber nicht langweilen möchte. Frappierend ist, daß ich im Gegensatz zu Ihren Flugzeugen das Profil meines Flügels verändern kann, indem ich den Daunenfittich auf der Vorderkante bei Bedarf aufstelle. Dadurch wird die nach oben ziehende Kraft noch größer. Natürlich funktioniert das nur, wenn ich mich in der Luft befinde. Wären nämlich die Federn star in den Flügeln verankert, könnte ich sie zwar nach unten schlagen und bekäme so einen gewissen Auftrieb, aber schon im nächsten Augenblick würde ich auf der Nase liegen, weil ich die Flügel ja wieder hochheben muß und dadurch nach unten gedrückt würde.

Mein Schöpfer hat außerdem dafür gesorgt, daß sich die Federn beim Hochheben der Flügel automatisch etwas drehen, so daß sie wie die Lamellen einer Jalousie offenstehen und die Luft durch lassen. Beim Abschlag schließen sie sich wieder, und ich kann mich hoch in Luft schwingen. Weil meine Flügel außerdem wie der Propeller eines Flugzeuges leicht verdreht sind, schiebt mich jeder Flügelschlag nach vorn.

Sie wissen, daß der Schöpfer uns zu ausgezeichneten Fliegern gemacht hat. Manche Ornithologen haben schon angenommen, wir würden sogar in der Luft übernachten, eine ganze Nacht lang nicht in die Nester zurückkommen. Tatsächliche verbringen wir den größten Teil unseres Lebens im Flug. Pfeilschnell schießen wir dahin. Und wenn wir unser Leben retten müssen, fliegen wir so schnell hoch, daß selbst die Falken den kürzeren ziehen. Damit wir unsere Fluggeschwindigkeit den jeweiligen Erfordernissen anpassen können, haben wir die Fähigkeit geschenkt bekommen, die Tragfläche unserer Flügel zu vergrößern oder zu verkleinern. Durch einen großartigen Mechanismus hat der Schöpfer die besonderen Eigenschaften unseres Gefieder ist noch weiter vervollkommnet. In unsere Haut eingebettet enden in der Nähe der Flugfederkiele bestimmte Nervenbahnen. Wenn durch den Luftstrom die Federn zusätzlich belastet werden, melden diese Nerven das sogleich dem Gehirn. Das Gehirn wiederum gibt sofort Befehl, die Stellung der Einzelfedern entsprechend zu verändern. Das alles geschieht im Bruchteil von Sekunden. Mehr als ein 1200 winzige Muskeln sind dazu an den Federwurzeln befestigt - können sie immer noch glauben, daß meine Federn aus Reptilschuppen entstanden sind, wovon Ihre Evolutionstheorie ausgeht?

Wenn sie die Stufen eines Kirchturms hinaufsteigen, kommen sie ganz schön "außer Puste". Sie atmen viel schneller als sonst. Das ist bei uns natürlich nicht anders. Im Ruhezustand atme ich etwa 26 mal in der Minute ein und aus. Beim Fliegen erhöht sich diese Zahl auf sage und schreibe 490! Sie können sich denken, daß ein normales Lungensystem das nicht aushalten würde. Unser Schöpfer hat sich darum auch etwas besonders für uns ausgedacht. Beim Fliegen wird meine Lunge durch eine Reihe von Blasebälgen unterstützt. Das sind verschieden große Luftsäcke, die sowohl mit der Lunge als auch mit gewissen Hohlräumen in den Knochen verbunden sind. Durch das ständige Zusammenziehen und Ausdehnen der Flugmuskeln werden diese Luftsäcke im gleichen Rhythmus zusammengepreßt und ausgedehnt. Gefüllt werden sie durch den Druck des Gegenwindes beim Fliegen. Durch diese besondere Konstruktion wird die Lunge bei jedem Atemzug zweimal durchlüftet (beim Einatmen und beim Auspressen der Luftsäcke). Die Luftsäcke dienen außerdem als Kühlanlage für die hochbeanspruchte Flugmuskulatur und als Polster für die inneren Organe. Auch das ist unbedingt nötig, denn sonst würden unsere Eingeweide bei den plötzlichen Brems- und Beschleunigungsmanövern ständig hin- und herrutschen, und wir müßten erbrechen.

Übrigens, ich finde meine Nahrung im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft. Während ich für meine Jungen Futter suche, jage ich täglich wenigstens 15 Stunden hin und her. Weil wir so schlanke, spitze Flügel haben, sind wir äußerst wendig, so daß wir die nötigen Insekten mit dem Schnabel aus der Luft schnappen können. Wir fressen Fliegen und Mücken, aber auch Blattläuse und Schmetterlinge - was es so gerade gibt. Dabei können wir unseren Schnabel sehr weit aufreißen. Ein paar tausend von uns schafften es, in Ungarn ein großes Maisfeld innerhalb von zwei Tagen vollständig von schwarzen Blattläuse zu befreien. Doch weil im Winter keine Insekten bei ihnen umherfliegen, müssen wir uns in südlichere Gefilde begeben. Wir fliegen nach dem Nahen Osten oder auch bis weit nach Afrika hinein. Südlich der Sahara finden wir genügend Nahrung. Im April oder Mai kommen wir gerne wieder in unter altes Nest zurück.

Wärend unserer Abwesenheit haben sich dann manchmal Sperlinge in unserem Nest breitgemacht. Stellen Sie sich vor, Sie kämen vom Urlaub nach Hause, und ein Fremder hätte ihre Wohnung besetzt! Dann würden Sie bestimmt gleich die Polizei holen. Weil es die bei uns aber nicht gibt, müssen wir die Hausbesetzer selbst vertreiben. Sie können sich gewiß denken, das es dabei nicht immer sehr fein zugeht. Manchmal sind die Kämpfe so heftig, daß das Nest leider abstürzt. Und einmal, ich muß es zu meiner Beschämung gestehen, haben wir die ertappten Sperlinge im Nest regelrecht eingemauert und verhungern lassen. Sie sehen also, daß das Böse auch bei uns regiert. Eine Welt ohne Bosheit und Sünde - können sie sich vorstellen, wie schön das sein muß?

Meine Wohnung - eigentlich ist es eine Art Nebenwohnung - haben sie bestimmt schon einmal gesehen. Ich halte mich nur ein paar Monate darin auf. Gebaut wird sie aus dünnflüssigem Lehm und an eine von Regen geschützte Stelle einer Außenmauer geklebt. Meist helfen mir ein paar andere Schwalben dabei, so daß wir in 10 bis 14 Tagen fertig sind. Ich will nicht verschweigen, daß es dabei auch bei uns ganz "menschlich" zugeht. Wenn die Nachbarn nicht aufpassen, stehlen wie ihnen ganz einfach etwas von dem Nistmaterial, daß sie gerade an ihr eigenes Nest geklebt haben. So sparen wir uns zwar manchen Flug, handeln uns dafür aber tüchtigen Ärger ein, denn natürlich versuchen unsere Nachbarn dasselbe bei uns. Unser Nest ist immer fast ganz zu. Nur oben an der Decke bleibt ein kleines Flugloch offen. Innen polstern wir es mit Moos, Grashalmen, kleinen Federn und Watte sorgsam aus. Es ist immer ordentlich und sauber bei uns, das können sie ruhig glauben. Wenn es wirklich einmal anders aussehen sollte, liegt das gewiß an den Sperlingen, die sich frecher Weise dort zuvor eingenistet haben!

Wissen sie übrigens, daß wir auch in der Bibel vorkommen? In Psalm 84 steht in den Versen 4 und 5: "Haben doch auch der Sperling ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für sich, woselbst sie ihre Jungen birkt: deine Altäre, o Herr der Heerscharen, mein König und mein Gott. Wohl denen, die da wohnen in deinem Haus, dich allzeit preisen." Nun ja, das klingt jetzt vielleicht ein wenig altertümlich und verstaubt, aber früher haben die Menschen wirklich so geredet! Tatsächliche klebten damals unsere Vorfahren ihre Nester auch an die Gebäude des Tempels in Jerusalem. Dort in der Nähe Gottes fühlten sie sich zu Hause. Ich weiß es, Gott ist überall, und darum ist er auch in ihrer Nähe. Ich freue mich, einen so wunderbaren Schöpfer zu haben, der mich so einzigartig gemacht hat! Von ganzem Herzen will ich ihn loben, so, wie es in Psalm 84,3 geschrieben steht: "Mein Herz und mein Leib, sie jauchzen dem lebendigen Gott entgegen."